Verwaltungswissenschaftliche Informationen

46 der Vortrag von Uğur Tekiner über „The Recent Institutional Reform of the Migration Policy in Turkey“). In den Referaten kam nicht nur die erhebliche Varianz hinsichtlich der jeweiligen institutionellen Ausgestaltung der Migrations- und Integrationsverwaltung, etwa im Verhältnis von zentralstaatlicher und lokaler Ebene, in den einzelnen Ländern zum Ausdruck. Es wurde außerdem deutlich, dass eine leistungsfähige öffentliche Verwaltung im Bereich der Migration und Integration eine essentielle Bedingung dafür darstellt, dass die entsprechenden SDGs umgesetzt werden können. Dabei wurde von allen Ländervertretern sowie der UN- Repräsentantin die zentrale Rolle der Städte bei der Integration von Migranten thematisiert, der im Zuge der bevorstehenden SDG-Berichterstattung durch die Vereinten Nationen auch eine entsprechend herausgehobene Bedeutung zukommen soll. 5.6. Dieter Grunow In der von Sabine Kuhlmann moderierten Sitzung zu „European Governance” standen Theoriekonzepte zur Bündelung von Entwicklungen in einer zunehmend als „messy“ gekennzeichneten Welt im Mittelpunkt. Dies war gut begründet, weil nicht zuletzt die Vielfalt der im Kongress thematisierten Resilienz-Elemente die Unübersichtlichkeit von Symptombeschreibungen und Diagnosen sichtbar gemacht hat. In dem ersten Beitrag hat Witold Mikulowski (Warschau, Polen) über seine Forschungen zur Bedeutung von Gesetzgebung und Rechtsanwendung für die Effektivität und Effizienz der öffentlichen Verwaltung in Polen berichtet. Dafür wird ein systemtheoretischer/kybernetischer Analyseansatz genutzt, dessen Anwendung mit den komplexen Regelwerken (Verfassung Polens, EU-Normen) begründet wird, die die verschiedenen Elemente des politisch- administrativen Systems beeinflussen. Nicht zuletzt wegen der Vielfalt der unzureichend begründeten, extrem verdichteten und oft nicht hinreichend abgestimmten Regelwerke und extern finanzierten Projekte können gravierende Defizite in der Implementationsqualität im Governance-System der öffentlichen Verwaltung nachgewiesen werden. Das Ziel der Forschungen ist die Entwicklung einer Reformagenda, die die Reduktion, effektivere Gestaltung und Anwendung von Regelwerken für und in der öffentlichen Verwaltung Polens betreffen – sowie eine bessere Ausbildung derjenigen Personen, die die entsprechenden Aufgaben in der Zukunft wahrnehmen sollen. Ein Beitrag von Francesco Martines (Universität Messina, Italien) befasste sich mit gegenwärtigen Problemen der Repräsentation in vielen europäischen Ländern (insb. Italien). Dem Abbau von formal definierter Beteiligung (Wahlen; Parteimitgliedschaft u.a.) steht eine Zunahme informeller Kommunikation über die neuen „sozialen Medien“ gegenüber. Dies – so wird argumentiert – verstärkt allerdings die Bereitschaft zur Einflussnahme auf politische Entscheidungen, worauf die politischen Institutionen und Akteure nicht hinreichend vorbereitet seien. Vor diesem Hintergrund wird das Fehlen von Regeln für den Lobbyismus in Italien zum Ausgangspunkt der Forschung gemacht. Es wird gezeigt, dass die neuen Formen politischer Beteiligung und Einflussnahme die Funktion der alten Formen zumindest teilweise kompensieren können und wie sie ggf. dazu beitragen können, die alten Formen wieder zu stärken. Prof. Dr. Dieter Grunow , Universität Duisburg-Essen, hat in seinem Beitrag eine systemtheoretische Gesellschaftsperspektive skizziert, bei der die Balancierung von Funktionssystemen (Politik, Recht, Verwaltung, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft usw.) als zukunftsrelevante Herausforderung an die politisch-administrativen Governance-Prozesse anzusehen ist – befördert u.a. durch die möglichst breite Inklusion der Bevölkerung. Die Bedeutung einer solchen Balance konnte mit Hinweisen auf Länder erläutert werden, die dies

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